Vorweg nehmen kann ich, dass ich seit etwas mehr als einer Woche nun schon stolze Besitzerin einer "Carte Bleue" - einer französischen Visakarte - bin!
Also, zugetragen hat sich die ganze Geschichte wie folgt.
Auf Anraten einer Freundin vor Ort ging ich in meiner zweiten Woche, die ich hier in Lyon verbrachte, einmal zur BNP, die direkt bei mir an der Métrostation eine ihrer Filialen hat. "Wie praktisch!" dachte ich mir, denn so ne Filiale um die Ecke ist für Bargeld doch immer wünschenswert.
Nach einem etwas mehr als halbstündigen Gespräch mit einer sehr netten jungen Dame, die viel Einfühlungsvermögen für mich und mein damals noch sehr gestottertes Französisch aufwies, hatte ich den grundlegenden Schreib- und Anmeldungskram dann auch schon erledigt und bekam eine dicke Mappe mit den wichtigsten Papieren mit nach Hause.
Einige Tage später, als ich dann meinen Mietvertrag und meinen Studentenausweis besaß, brachte ich diese Dokumente in Form von Kopien zur BNP. Ich dachte, dass ich nun nur noch auf einen Brief der BNP warten müsse, mit dem ich dann die Karte abholen könne. Denn das wird hier so vollzogen, dass ein Brief nach Hause geschickt wird, um zu überprüfen, ob man dort auch wirklich wohnt.
Eines schönen Tages, gut eine Woche nach der eigentlichen Anmeldung, kam dann der heißersehnte Brief auch schon ins Haus geflattert. Voller Vorfreude auf die gute Karte ging ich mit dem heilig geglaubten Brief in die besagte Filiale und hielt ihn der blonden Vorzimmerdame vor´s Gesicht. Sie warf einen prüfenden Blick darauf, tippte in ihrem Computer herum, schrieb einen Zahlencode auf ein quietschgelbes Post-It Zettelchen, klebte dieses auf meine Carte Bleue und ging damit zu meiner Beraterin, um einen Plausch mit ihr zu halten.
Anschließend kehrte sie zu mir zurück und ließ einen französischen Redeschwall über mich ergehen, aus dem ich nur entnahm, dass ich an diesem Tag wohl keine Karte würde mitnehmen können. Also zog ich gesenkten Hauptes von dannen und blies ein paar Stunden Trübsal.
Am darauffolgenden Montag ging ich wieder in die Filiale, um zu erfragen, was denn nun noch fehlen würde und worauf ich noch warten müsse.
Ich verstand etwas von "Justification du domicile", jedoch absolut nicht, WAS das sein sollte...
Wieder zog ich enttäuscht und unverstanden von dannen und war auch nach diesem Besuch in der Bank nicht viel schlauer als zuvor. Am nächsten Tag wollte ich es dann ganz genau wissen und ging mit dem Ziel in die Bank, diesmal wirklich zu verstehen, worauf ich zu warten hätte.
Die Dame erklärte mir - wie schon die Male zuvor, in Anbetracht der langen Menschenschlange die sich hinter mir bildete, in einem Affentempo - irgendwas, und ich war nicht zu viel mehr in der Lage als "Je le n´ai pas compri!" zu sagen. Irgendwas faselte sie dauernd von der Post und dass da jemand an der Tür klingeln würde und eine Unterschrift von mir haben wolle, mir dann nen Durchdruck dalassen würde, der dann das gewünschte Zettelchen für die Bank sei. Ich wartete tagelang auf diesen Postmenschen, der mir im realen Leben jedoch nie erschien... Und nach ein paar ruhelosen Tagen dackelte ich dann zum wiederholten Male zur BNP, wo ich die Gunst der Stunde zu nutzen wusste, als die blonde Empfangsdame nicht anwesend war und von einem kompetenter wirkenden älteren Herrn ersetzt wurde. Ich bereitete ihn schonend auf mein Problem vor, indem ich erklärte, dass ich aufgrund meiner Nichtfranzösigkeit nur langsam sprechen könne und dies auch von ihm erwarte und auch, dass ich bereits zum wiederholten Male dieses Problem, das ich nicht verstehen könne, in dieser Filiale vortrage. Er nahm sich genau die richtige Zeit für mich und erklärte mir alles genauestens, ich verstand es (!) und meinte, dass bedauerlicherweise nie ein Postmann bei mir gewesen sei. Daraufhin öffneten sich mir die Tore zu meiner einstmaligen Kontoeröffnungsdame, die mir DEN Zettel einmal zeigte, der sich eigentlich doch schon längst in meinem Briefkasten hätte befinden sollen. Aber da war er nie und würde er auch nie landen...!
Ich sollte mich nun noch ein paar Tage in Geduld üben, was aber vergeblich war. Letztendlich war dann mein in Lyon eintreffender Mitbewohner Cyril der Retter in meiner Not, da er mir ein Schriftstück entwarf, auf dem er versicherte, dass ich in Lyon, genau da wo es der Mietvertrag auch schon beschrieben hatte, wohne. Ich stapfte also vergangene Woche Freitag mit dem besagten Brief, Cyrils Ausweis und einer Gasrechnung bewaffnet in die BNP und hielt meine "Beute" (die "Justification du domicile") voller Stolz dem dasitzenden netten Herrn vor die Nase. Nach einer genauen Prüfung der vorgelgten Dokumente und angefertigter Photokopien für die Akten freute er sich dann sehr, mir nun endlich, nach fast täglichen BNP-Besuchen meinerseits, die heiß ersehnte Karte aushändigen zu können! Und seitdem genieße ich diese neue "Freiheit", auch hier in Frankreich an mein Bargeld zu kommen, auch wenn man das hier, angesichts des vorherrschenden Einsatzes von Schecks und Kreditkarten, eigentlich fast gar nicht braucht.
Man, man, die Franzosen sind und bleiben einfach Meister darin, Sachen zu verkomplizieren!!!
Also, zugetragen hat sich die ganze Geschichte wie folgt.
Auf Anraten einer Freundin vor Ort ging ich in meiner zweiten Woche, die ich hier in Lyon verbrachte, einmal zur BNP, die direkt bei mir an der Métrostation eine ihrer Filialen hat. "Wie praktisch!" dachte ich mir, denn so ne Filiale um die Ecke ist für Bargeld doch immer wünschenswert.
Nach einem etwas mehr als halbstündigen Gespräch mit einer sehr netten jungen Dame, die viel Einfühlungsvermögen für mich und mein damals noch sehr gestottertes Französisch aufwies, hatte ich den grundlegenden Schreib- und Anmeldungskram dann auch schon erledigt und bekam eine dicke Mappe mit den wichtigsten Papieren mit nach Hause.
Einige Tage später, als ich dann meinen Mietvertrag und meinen Studentenausweis besaß, brachte ich diese Dokumente in Form von Kopien zur BNP. Ich dachte, dass ich nun nur noch auf einen Brief der BNP warten müsse, mit dem ich dann die Karte abholen könne. Denn das wird hier so vollzogen, dass ein Brief nach Hause geschickt wird, um zu überprüfen, ob man dort auch wirklich wohnt.
Eines schönen Tages, gut eine Woche nach der eigentlichen Anmeldung, kam dann der heißersehnte Brief auch schon ins Haus geflattert. Voller Vorfreude auf die gute Karte ging ich mit dem heilig geglaubten Brief in die besagte Filiale und hielt ihn der blonden Vorzimmerdame vor´s Gesicht. Sie warf einen prüfenden Blick darauf, tippte in ihrem Computer herum, schrieb einen Zahlencode auf ein quietschgelbes Post-It Zettelchen, klebte dieses auf meine Carte Bleue und ging damit zu meiner Beraterin, um einen Plausch mit ihr zu halten.
Anschließend kehrte sie zu mir zurück und ließ einen französischen Redeschwall über mich ergehen, aus dem ich nur entnahm, dass ich an diesem Tag wohl keine Karte würde mitnehmen können. Also zog ich gesenkten Hauptes von dannen und blies ein paar Stunden Trübsal.
Am darauffolgenden Montag ging ich wieder in die Filiale, um zu erfragen, was denn nun noch fehlen würde und worauf ich noch warten müsse.
Ich verstand etwas von "Justification du domicile", jedoch absolut nicht, WAS das sein sollte...
Wieder zog ich enttäuscht und unverstanden von dannen und war auch nach diesem Besuch in der Bank nicht viel schlauer als zuvor. Am nächsten Tag wollte ich es dann ganz genau wissen und ging mit dem Ziel in die Bank, diesmal wirklich zu verstehen, worauf ich zu warten hätte.
Die Dame erklärte mir - wie schon die Male zuvor, in Anbetracht der langen Menschenschlange die sich hinter mir bildete, in einem Affentempo - irgendwas, und ich war nicht zu viel mehr in der Lage als "Je le n´ai pas compri!" zu sagen. Irgendwas faselte sie dauernd von der Post und dass da jemand an der Tür klingeln würde und eine Unterschrift von mir haben wolle, mir dann nen Durchdruck dalassen würde, der dann das gewünschte Zettelchen für die Bank sei. Ich wartete tagelang auf diesen Postmenschen, der mir im realen Leben jedoch nie erschien... Und nach ein paar ruhelosen Tagen dackelte ich dann zum wiederholten Male zur BNP, wo ich die Gunst der Stunde zu nutzen wusste, als die blonde Empfangsdame nicht anwesend war und von einem kompetenter wirkenden älteren Herrn ersetzt wurde. Ich bereitete ihn schonend auf mein Problem vor, indem ich erklärte, dass ich aufgrund meiner Nichtfranzösigkeit nur langsam sprechen könne und dies auch von ihm erwarte und auch, dass ich bereits zum wiederholten Male dieses Problem, das ich nicht verstehen könne, in dieser Filiale vortrage. Er nahm sich genau die richtige Zeit für mich und erklärte mir alles genauestens, ich verstand es (!) und meinte, dass bedauerlicherweise nie ein Postmann bei mir gewesen sei. Daraufhin öffneten sich mir die Tore zu meiner einstmaligen Kontoeröffnungsdame, die mir DEN Zettel einmal zeigte, der sich eigentlich doch schon längst in meinem Briefkasten hätte befinden sollen. Aber da war er nie und würde er auch nie landen...!
Ich sollte mich nun noch ein paar Tage in Geduld üben, was aber vergeblich war. Letztendlich war dann mein in Lyon eintreffender Mitbewohner Cyril der Retter in meiner Not, da er mir ein Schriftstück entwarf, auf dem er versicherte, dass ich in Lyon, genau da wo es der Mietvertrag auch schon beschrieben hatte, wohne. Ich stapfte also vergangene Woche Freitag mit dem besagten Brief, Cyrils Ausweis und einer Gasrechnung bewaffnet in die BNP und hielt meine "Beute" (die "Justification du domicile") voller Stolz dem dasitzenden netten Herrn vor die Nase. Nach einer genauen Prüfung der vorgelgten Dokumente und angefertigter Photokopien für die Akten freute er sich dann sehr, mir nun endlich, nach fast täglichen BNP-Besuchen meinerseits, die heiß ersehnte Karte aushändigen zu können! Und seitdem genieße ich diese neue "Freiheit", auch hier in Frankreich an mein Bargeld zu kommen, auch wenn man das hier, angesichts des vorherrschenden Einsatzes von Schecks und Kreditkarten, eigentlich fast gar nicht braucht.
Man, man, die Franzosen sind und bleiben einfach Meister darin, Sachen zu verkomplizieren!!!
1 commentaire:
Man beachte angesichts deines Fazits mal die Sprache.
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