samedi, avril 21, 2007

Das letzte Drittel

Die Zeit hat Flügel. Denn wie sonst kann es sein, dass wir uns schon im April 2007 befinden? Wo sind all die Tage, Wochen, Monate hin? Es kommt mir so vor, als ob ich erst drei Monate hier bin, dabei sind es schon über sieben. Und das letzte Drittel meines Frankreichaufenthalts ist angebrochen.
Frankreich ist schön, es macht Spaß hier zu leben und sich die laue Luft um die Nase wehen zu lassen. An den chronischen Geldmangel im Ausland habe ich mich inzwischen gewöhnt, auch wenn mir eine elend hohe Nachzahlung für Gas und Strom vom Winter meine Sommerurlaubsplanung etwas zunichte zu machen droht! Denn die war so nicht in meine Finanzplanung inbegriffen...
Dennoch, ich habe die Zeit hier wirklich sehr genossen und werde mir dies auch in den noch vor mir liegenden Wochen nicht nehmen lassen.
Frankreich, das ist zum Beispiel das Land des guten Käses. Die Franzosen bevorzugen ihn "très fort" und den besten Käse findet man (meiner Meinung nach) einfach auf dem Wochenmarkt. Der Markt, das ist auch ein sehr schönes Phänomen für sich und die Besuche dort genieße ich immer sehr. Es macht Spaß, den alten Bauern beim Verkauf ihres Gemüses zuzusehen und sich ganz gemütlich vom Strom der Menschen in der schmalen Gasse treiben zu lassen, in der sich Stand an Stand und Duft an Duft reiht. Das Treiben auf dem Markt steht genauso wie die hiesige Esskultur und die schöne weiche Sprache für mein französisches Bild. Denn die Franzosen, die haben noch eine Esskultur! Ein Salat als Vorspeise, ein Hauptgang und ein Dessert, das natürlich nicht fehlen darf. Was ich hier, Dank einer kleinen Modewelle, auch mitnehmen werde, sind die Crumbles, die süßen natürlich! Sehr lecker!!!
Frankreich, das ist auch das Land, in dem die Leute alle Zeit der Welt zu haben scheinen. Egal, ob im Supermarkt an der Kasse oder in der Post, Schlangen bilden sich ständig und überall und man stellt sich brav hinten an ohne zu murren. Ein bisschen wie früher...
Nagut, die Post ist auch in DL lahm und das Schlangestehen kennt man auch, dennoch, hier geht die Zeit hundert Jahre zurück. 50 bin ich ja, Bismarcks Ausspruch sei Dank, aus Mecklenburg schon gewohnt, aber hundert? Das erfordert wirklich viel Geduld und Ausdauer! Aber das erzieht einen auch dazu, nicht alles zu ernst zu nehmen und locker zu bleiben, das ist auch nicht schlecht und etwas, was ich hier gelernt habe. Mir ist auch aufgefallen, dass die Franzosen nicht so schnell losmurren und meckern, in DL hört man ständig irgendwen über irgendwas fluchen. Schneiden wir uns doch davon ein Scheibchen ab?! Bürokratisch gesehen sind die Franzosen einsame Spitze, was habe ich nicht alles über mich ergehen lassen?! Die Sache mit meiner Geldkarte, die ich ewig nicht bekam und die meinen mitgebrachten Bargeldvorrat sehr schnell schrumpfen ließ, dann die Mietverträge, die hier so kompliziert sind, dass sich die meisten Studenten mit einem mickrigen Wohnheimzimmer zufrieden geben oder lieber gleich alleine eine überteuerte Butze beziehen... und und und
Aber in Frankreich überwiegen noch die Kinos, in denen Filme in Originalversion abgespielt werden, was ich sehr zu schätzen lernte. Denn französische Untertitel können ja sooo hilfreich sein.
April April der macht was er will! Da sind wir nun schon, mitten drin im April, mit seinen Launen. In Frankreich stehen die Präsidentschaftswahlen an, die seit Wochen das Hauptthema in den Medien und Debatten der Leute sind. Dabei haben Nicolas Sarkozy und Ségolène Royal die besten Chancen von den zwölf Anwärtern, morgen in die zweite Runde gewählt zu werden. Der zweite Wahlgang findet dann am 6. Mai statt.
Für die Zeit nach meinen Examen habe ich mir schon zwei Reisepläne vorgenommen. Ende Mai geht es mit Heamin, der Südkoreanerin, die mich das ganze Jahr begleitet hat, gen Süden - Richtung Nizza, Saint Tropez und Aix en Provence. Mit Philli, die sich in diesem Jahr in Grenoble vergnügte, werde ich mich in die Bretagne aufmachen. Und Mitte Juni trete ich dann meine Rückreise an, bei der ich einmal quer durch Deutschland reisen und ein paar familienbedingte Zwischenstops einlegen werde. Da heißt es dann Abschied nehmen vom Franzosenland.

mardi, avril 17, 2007

Wiedersehen in Paris

Am vergangenen Wochenende zog es mich noch einmal in Frankreichs Hauptstadt. Aber nicht nur ich machte mich auf den Weg, sondern auch mein Liebster, der aus Deutschland frühmorgens angeflogen kam. Den "Jardin du Luxembourg" als gemeinsamen Treffpunkt auserkoren, konnten wir uns dann kurz nach Zehn am Samstagmorgen endlich wieder in die Arme nehmen.
Paris bot neben Sonnenschein und hohen Temperaturen seine vielen Sehenswürdigkeiten, die wir in den drei Tagen unseres Aufenthalts sicher nicht alle ausreichend würdigen konnten. Aber es war schön gemeinsam durch die französischen Gassen zu wandern, der Sacré Coeur zu den verschiedensten Tages- und Nachtzeiten einen Besuch abzustatten, der Lage unseres Hotels sei Dank, und ab und zu ein Cafépäuschen einzulegen. Sicher ist, dass dies nicht unser letzter Parisbesuch war, denn in der kurzen Zeit haben wir nicht viel mehr als einen ersten (für mich zweiten) flüchtigen Eindruck erhalten.
Am Montagabend fuhren wir dann mit dem TGV nach Lyon zurück, wo wir uns eine entspannte Woche gönnten. Viel gemacht haben wir hier nicht, vormittags ging ich meistens in die Uni, während Christopher ausschlief und sich von seinen vorangegangenen arbeitsreichen Wochen erholte. Wir unternahmen viele Spaziergänge durch den Park, am Ufer der Rhône und der Saône entlang und durch die Stadt. Abends hatte ich immer eine Aufführung mit dem Orchester und einer Tanzgruppe, mit der wir ein Stück einstudiert hatten. Zu diesem wurde eine Choreographie entwickelt, die direkt für die Aufführung in unserem Probenraum zugeschnitten war und die das Endstück eines größeren Programms auf dem Gelände der INSA (Universität in Lyon) darstellte.
Die Woche verflog wieder einmal viel zu schnell, aber wir haben die vielen zweisamen Stunden sehr genossen und vielleicht sehen wir uns ja noch einmal vor meiner Abreise?!

jeudi, avril 12, 2007

Apelsin Krokant


Ich bin süchtig!
IKEA ist schuld, denn dort bin ich auf die Idee gekommen, sie mir mitzunehmen. Es geht hierbei nicht um Einrichtungs-
gegenstände, sondern um meine Süßigkeitensucht, die ja den meisten von Euch bekannt sein dürfte. Es gibt tatsächlich etwas, das dem Blätterkrokant von Lindt beinahe Konkurrenz machen könnte. Denn die Apelsin Krokant Schokolade von Marabou ist eine wahre Gaumenfreude. Besonders, wenn sie ein bisschen weicher ist, dann ist es ein Vergnügen der ganz besonderen Art.
Vor einigen Wochen machte ich mich auf den Weg zum Ikea, der hier etwas außerhalb, aber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar, liegt. Dort angekommen war mein einziges Ziel der Esswarenladen am Ausgang. Wie entsetzt und enttäuscht war ich, als es da KEINE EINIZIGE Apelsin Krokant Schokolade mehr gab!!! Das könnt ihr euch kaum vorstellen! Das einzige, was sie von Marabou da hatten, war eine Schokolade mit Daim. Auch Krokant, also musste die als Ersatz und zum Trost für mich herhalten, war aber absolut kein Vergleich!
Und als ich die Verkäuferin fragte, wann es denn wieder die anderen Sorten geben würde, teilte mir diese mit: Jamais! NIE!!!
Doch ich ließ nicht locker und verband einen freien Nachmittag vor gut drei Wochen wieder einmal mit einem Ausflug zum Ikea. Dort angekommen, stöberte ich auch die Süßwarenabteilung durch: UND siehe da, da lag sie, meine Lieblingsschokolade! Der stolze Preis von 2,75€ pro Tafel konnte mich nicht vom Kauf abhalten, meiner Sucht sei Dank!

Vacances de printemps

Momentan haben wir in Frankreich Frühlingsferien, was unsere letzte Ferienwoche in diesem Semester sein wird, denn danach sind es nur noch fünf Wochen bis zu den Examen.
Das Osterwochenende begann etwas später, da Karfreitag hier kein Feiertag ist. Das hat mich etwas gewundert, da ich nicht verstehe, wieso die Franzosen diesen Tag nicht feiern? Am Ostersonntag radelten wir mit den "Velov´s" in den Park, in dem wir ein Osterpicknick veranstalteten, mit Osterzopf, Apfelkuchen, frischem Brot vom Markt und leckeren Aufstrichen. Nebenbei beobachteten wir die vielen Familien und das bunte Treiben der Massen im Park. Das ist immer wieder ein lustiges Vergnügen.
Diese Woche habe ich dann ein bisschen für die Uni vorgearbeitet, denn Samstag treffe ich mich mit Christopher in Paris und nächste Woche wird er in Lyon sein, weshalb ich da sicher nicht so viel schaffen werde.
Gestern unternahmen Sarah, Heamin und ich dann aber endlich einen Ausflug in die Umgebung. Wir trafen uns kurz nach Neun am Bahnhof und stiegen in den Zug gen Süden, den wir schon nach 20 Minuten in Vienne wieder verließen.
Vienne ist eine kleine Stadt, die für ihr Théâtre Romain, das bis zu 14.000 Menschen fasst, bekannt ist. Dort findet im Sommer auch immer ein Jazz-Festival statt.
Anfangs liefen wir durch die schmalen Gassen, sahen uns die Cathédrale Saint-Maurice an, die große Ähnlichkeit mit der Notre Dame in Paris aufwies, und ließen uns die Sonne auf den Leib scheinen.
Nachdem wir die Rhône über eine kleine Brücke passiert hatten, kauften wir uns kleine Törtchen und machten es uns auf einem kleinen Steg gemütlich. Wir fragten vorbeigehende Einheimische, wo denn das Amphitheater genau sei und sie zeigten auf die andere Flußseite und meinten, es sei dort, in Vienne. Wahnsinn, da saßen wir schon gar nicht mehr in Vienne, sondern in Sainte-Colombe, ohne es zu merken...
Nach der kleinen Törtchenpause machten wir uns gestärkt und munter auf den Weg zum römischen Theater, das Eintritt kosten sollte. Doch der nette Herr am Einlass hatte ein gutes Herz und ließ uns ein Stündchen ohne Taler dort eintreten. Es hatte seinen Charme, doch da wir auch in Lyon ein vergleichbares Schmuckstück besitzen, begeisterte es uns nicht besonders. Wir lasen ein bisschen in unserer französischen Literatur und stiegen anschließend noch weiter hinauf auf den Berg. Von diesem hatten wir dann einen richtig schönen Aus- und Überblick auf die Stadt und deren Umgebung.

mardi, avril 03, 2007

Une visite à la poste

Tatzeit: Dienstagmorgen, 7h30
Tatort: Die Zentralstelle der Post in Lyon, in der die Briefe aller Departements gesammelt, sortiert und auf die, für die jeweiligen Arrondissements zuständigen, Postboten aufgeteilt werden
Ursache: Eine bereits zwei Wochen andauernde, gähnende Leere meines Briefkastens
Hintergrund: Eine defekte Haustür, die jedoch bereits mehrfach repariert wurde

Heute Morgen war es nun so weit, meine Geduld hatte ein Ende. Deshalb begab ich mich auf den Weg, um die Weiten der Hauptpostzentrale in Lyon zu erkunden. Nicht, dass ich das in Deutschland ständig tun würde, ehrlich gesagt war dies mein erster Besuch in einer Postzentrale - und dies war nicht uninteressant!
In der vergangenen Woche begann ich langsam daran zu zweifeln, dass es wirklich wahr sein kann, dass drei Personen in einem, grob geschätzten, Zeitraum von zwei Wochen wirklich keinen einzigen Brief bekommen sollen. Daraufhin sprach ich meine Mitbewohner an, wo sie denn die ganze Post ließen, doch auch sie hatten die Dauerleere des Briefkastens bemerkt. Am Wochenende befragte ich dann sicherheitshalber auch eine Nachbarin zu diesem Problem, die mir ein ähnliches Schicksal ihres Briefkastens bescheinigte. Grund für die Unzustellbarkeit unserer Post war die Eingangstür, die für den Postboten vor mehr als drei Wochen nicht mehr zu öffnen war, was damals ein Brief der Post vor unserer Haustür verkündete. Doch diese ward längst repariert, weshalb niemand so wirklich nachvollziehen kann, wieso uns die Post noch immer nicht zugestellt wird.
Deshalb kam ich nun auf die Idee, der Hauptstelle einen Besuch abzustatten. Meine Nachbarin gab mir den Tip, dort vor 8h00 hinzugehen, wenn die Briefe noch vor Ort in der Zentrale sind. Gesagt, getan, begab ich mich am heutigen Morgen auf den Weg. Am Bellecour, vor dem großen, grauen Kastengebäude angekommen, stand ich vor verschlossenen Toren. Also begab ich mich auf einen Umrundungsspaziergang um das Monstrum und fand auch prompt eine offene Toreinfahrt. Der Pförtner hörte sich meine Klage an und marschierte mit mir geradewegs hinein in das morgendliche Getümmel. Es war wie in einem Bienenstock, überall wuselten gelb gekleidete Postmännchen und -weibchen herum, sortierten die Briefe nach den angegebenen Postleitzahlen und ich stand da nun - mittendrin. Der nette Pförtner übergab mich an eine Dame, die sich ebenso geduldig mein Problem anhörte und mit mir zum Büro des Mannes ging, der für das erste Arrondissement, in dem ich hier wohne, zuständig ist. Er war gerade ausgeflogen, weshalb sie ihn herantelephonierte. Nachdem auch ihm die Sachlage und der Grund meines Besuches erklärt ward, machte er sich auf, nach der Briefekiste für die 11 Rue du Garet zu suchen. Gesucht, gefunden, machten sich die Beiden daran, alle an mich adressierten Briefe herauszusuchen, die sie mir anschließend übergaben. Ich bedankte mich und sagte, dass das Problem nun hoffentlich bald behoben sei, da ich nicht jede Woche persönlich vorbeikommen wolle und auch die anderen Bewohner des Hauses seit gut zwei Wochen keine Post mehr bekommen hätten. Sie meinten nur, dass es ja eigentlich kein Problem mehr geben dürfe, wenn die Tür repariert sei. Aber wie immer ticken die Uhren hier in Frankreich etwas langsamer und es wird sicherlich noch seine Zeit brauchen, bis der Postfluß auch in unserem Haus wieder der alte ist!