jeudi, octobre 26, 2006

Théories Sociologiques

Wenn wieder kleckerweise Studenten schlaftrunken ins Amphi C schwanken, dann ist die Mitte der Woche angebrochen und eine neue Doppelstunde Soziologischer Theorien nimmt ihren Lauf. Dieser Kurs wird von zwei – sehr unterschiedlichen – Dozenten gestaltet, die ich Euch hier nun einmal präsentieren möchte. Zum einen haben wir da M. Déchaux, einen waschechten Franzosen, Mitte Dreißig, kurzes schwarzes Haar mit prächtigen Geheimratsecken, immer akkurat gekleidet. Sobald M. Déchaux den Raum betritt, vollzieht sich Woche für Woche das gleiche (in diesem Fall dürfte es auch das selbe genannt werden) Schauspiel. Er bewegt sich direkt auf sein Ziel zu: Den Lehrertisch. Dort platziert er seinen Rucksack, von meinem Platz aus betrachtet vorne links, zieht seine Jacke aus, die zusammengefaltet und über die Stuhllehne des nebenstehenden Stuhls gelegt wird. Anschließend entnimmt er dem Rucksack seine Mappe mit den Aufzeichnungen für die Stunde, die fein säuberlich in die Mitte des Tisches gelegt wird. Der Rucksack wandert daraufhin auf den nebenstehenden Stuhl, der bis dahin nur der Jacke behilflich war. M. Déchaux setzt sich dann an seinen Tisch, pustet ins Mikrophon und bemerkt spätestens dann, dass er seine 0,5l Wasserflasche noch nicht aus dem Rucksack genommen hat. Diese wird dann auf dem Tisch vorne links (wo zuvor noch sein Rucksack stand) abgestellt. Der Kurs beginnt mit einem kurzen Rückblick des vergangenen und einem kleinen Überblick des folgenden Stundenprogramms. M. Déchaux wählt seine Worte sehr bedacht und hat ein angenehmes Sprechtempo, bei dem sogar ich halbwegs mühelos mitschreiben kann. Sobald er ein neues Thema oder Unterthema beginnt steht er auf, um eine neue Überschrift an die Tafel zu bringen. Dazu schiebt er seinen Stuhl jedes Mal aufs Neue an den Tisch zurück. Er kann scheinbar einfach nicht anders, als nach dem Aufstehen erst etwas an die Tafel zu schreiben, wenn er seinen Stuhl, auf dem er gerade noch saß und gleich wieder sitzen wird, an den Tisch zurückgeschoben hat. Seine Bewegungen sind insgesamt alle sehr exakt. Er hat eine sehr penible und akkurate bis überakkurate Ausstrahlung auf mich, was sich auch in seinem Tafelbild widerspiegelt.
Ganz das Gegenteil wird uns dann im zweiten Teil dieses Kurses präsentiert: M. Hoss, ein ausgewanderter Deutscher, Mitte Fünfzig, immer gut angezogen. Er wandert ständig um den Lehrertisch herum, hält stundenlange Monologe und schreibt hier und da mal, ziemlich wahllos, ein paar Wörter an die Tafel. Seine Aussprache ist sehr langsam und mit dem deutschesten Akzent, den man sich vorstellen kann, behaftet. Eine Struktur scheint es bei ihm nicht zu geben, weshalb ich mich jedes Mal aufs Neue frage, wovon er denn nun schon wieder spricht?! Im Gegensatz zu M. Déchaux weiß ich bei M. Hoss nie was ich aufschreiben soll, es scheint alles nicht oder gerade doch wichtig zu sein, doch die Fähigkeit diese Unterscheidung zu treffen bleibt mir vorenthalten. Also halte ich es bei ihm so, dass ich zumindest sein unübersichtliches Tafelbild abschreibe…

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