vendredi, novembre 10, 2006

In der Ruhe liegt die Kraft

Die lieben Franzosen: Sie scheinen nicht nur eine wahre Abneigung gegen Bargeld zu haben, nein, sie stehen scheinbar auch unglaublich gerne stundenlang an den Kassen der Hypermarchés, bis sie dann selbst an der Reihe sind, um alle Dahinterstehenden von ihrer Ruhe, Gelassenheit und Ausdauer zu überzeugen. Sie packen gemütlich und in einem Schneckentempo, oder auch noch langsamer, ihre Einkäufe ein, gerne jedes Stück einzeln in eine kostenlose Plastiktüte, auf der lustigerweise schon "Par Respect de la Nature - Ne jetez pas ce sac dans la nature. Réutilisez-le ou jetez-le à la poubelle" steht. (Respektieren Sie die Natur - die Tüte nicht in die Natur werfen. Verwenden Sie sie wieder oder werfen Sie sie in den Müll) Von wegen Respektieren Sie die Natur! Nicht selten konnte ich schon beobachten, dass sogar zwei Tüten ineinandergesteckt werden, damit der eine Liter Milch, den eine Tüte locker tragen könnte (denn wir sprechen hier von sehr stabilen Tüten!), ja nicht herausfallen kann... Tja, und dieses Tütengewurschtel braucht eben seine Zeit. Die Kassiererinnen feilen derweil ihre Nägel, gucken dumm aus der Wäsche, oder helfen dem Kunden beim Einpacken des Eingekauften. Denn bezahlt wird standesgemäß erst NACHDEM alles wohl verpackt ist... So kann man eben einen ganz entspannten Einkauf erleben und wird als Ungeduldiger ganz nebenbei auch noch zur Geduld erzogen - denn zum Einkaufen muss man hier Zeit haben...
Für mich ist diese entspannte (?) Form des Einkaufens wirklich gewöhnungsbedürftig. Hier in Frankreich ist nicht das Heraussuchen der einzelnen Einkaufswaren das Zeitaufwändige, sondern zum Bezahlen dieser zu kommen. Denn auch das veraltete und sehr zeitintensive System der Bezahlungsmöglichkeit mit Schecks frisst eine Menge Zeit. Schecks, das sind einzelne Zettel in einem Scheckheft (Chéquier), bei dem der Kunde zum Bezahlen einen Scheck aus dem Heft heraustrennt, der durch die Kasse gejagt wird, um ihm die zu bezahlende Summe aufzudrucken. Dies erfordert anschließend eine Unterschrift des Kunden und benötigt insgesamt irgendwie viel mehr Schreibkram als alle anderen gängigen Zahlungsmittel.
Und wenn nicht das gute Scheckheft oder eine Reihe von gesammelten Bonusbons gezückt wird, entscheidet man sich für die Visakarte. Bargeldlos heißt hier DER Trend!

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